Leone Ming ist geschäftsführender Inhaber und Creative Director der Leone Ming Markenagentur. Er ist seit 20 Jahren Teil der Lihga, zuerst als Experte für Kommunikation und Grafik, bevor er 2013 mit Georges Lüchinger die Organisation der Messe übernommen hat. Die Geschäftspartner haben 2014 zum ersten Mal die Lihga gemeinsam durchgeführt. Leone Ming ist seit 2012 Mitinhaber der Liact AG.

Georges Lüchinger ist Kommunikationsunternehmer, Moderator, Showmaster und Sportfunktionär. Er gilt als die «Stimme des Spengler Cups» und ist Speaker der Tour de Suisse. Er ist Inhaber der Kommunikationsagentur «Lüchinger Establishment» und seit 2014 Mitinhaber der Liact AG. Beide hatten zuvor unabhängig voneinander für Günther Wohlwend, den Gründer der Lihga, im Bereich Grafik und Kommunikation gearbeitet.

Kurz vor Beginn der nächsten Lihga kommt es bei der Liact AG, der Organisatorin der Messe, zu personellen Veränderungen.

Leone Ming: Die Veränderungen betreffen mich. 2013 haben Georges und ich die Organisation der Lihga übernommen, zudem bin ich seit 25 Jahren in der Agenturbranche. Die Liact AG und meine Agentur hatten schwierige Zeiten während der Corona-Pandemie, wir sind dabei mit einem blauen Auge davongekommen. Als ich 60 Jahre alt geworden bin, habe ich mich entschlossen, etwas kürzer zu treten. In der Agentur habe ich seit einem Jahr eine Kooperation mit Digicube, das war die erste Weichenstellung. Während der Organisation der letzt­jährigen Wiga kam es zu einem krankheitsbedingten Ausfall von Georges, deshalb bin ich intensiv eingesprungen. Da ist mir klar geworden, dass ich diese Verantwortung nicht mehr tra­gen möchte.

Ist es eine persönliche Entscheidung, keine strategische oder aufgrund von Problemen?

Leone Ming: Ja, es ist eine sehr persönliche Entscheidung. Ich bin als Gesellschafter mit meiner 50-Prozent-Beteiligung ausgestiegen. Georges und ich werden in Kontakt bleiben und gemein­same Projekte machen. Es ist ein gut überlegter Schritt am Ende meiner beruflichen Laufbahn. Wir gehen im Guten auseinander. Es fällt mir nicht leicht, aber ich ziehe meinen Weg konsequent durch.

Georges Lüchinger: Aus Leones Sicht war es bestimmt strategisch für seine Lebensplanung.

Herr Lüchinger, wie haben Sie diese Botschaft aufgenommen?

Georges Lüchinger: Als wir die Lihga von Günther Wohlwend übernommen haben, sind wir als Unternehmer, aber auch als Menschen zusammengewach­sen. Wenn ich sagen würde, dass es ohne Emotionen gegangen wäre, wäre es das Gegenteil der Wahrheit. Sachlich kann man es herunterbrechen: Wir haben einen Aktionärsbindungsvertrag, jeder hat ein Vorkaufsrecht, und von dem habe ich jetzt Gebrauch gemacht. Wir haben unsere jeweiligen Firmen, Leone Ming Markenagentur und Lüchinger Est., Liact hatten wir gemeinsam, jetzt besitze ich die Liact AG zu 100 Prozent. Das Team der Liact bleibt dabei, im Unternehmen ändert sich faktisch nichts, weil Leone uns auf Projektebene weiter unterstützen wird. Zum Beispiel macht er im Zusammenhang mit der diesjährigen Lihga das Projekt mit der Gastgemeinde Ruggell. Aber die Verantwortlichkeiten haben sich verschoben, und Leone wird den Umfang seiner Mitarbeit selbst bestimmen.

Das heisst, es wird keine weiteren Mitarbeitenden geben bei der Liact AG, und Sie, Herr Ming, werden weiterhin auf Projektbasis mitarbeiten?

Leone Ming: Meine Mitarbeitenden und ich haben den neuen grafischen Auftritt der Lihga umgesetzt, wir freuen uns, dieses Projekt weiter zu betreuen. Ich möchte meiner privaten und strategischen Entscheidung treu bleiben, deshalb wäre es nicht Sinn und Zweck, auszusteigen und dann trotzdem alle Projekte weiter zu bearbeiten. Dort, wo ich einen Beitrag leisten kann und es mir Spass macht, werde ich das gerne machen. Ansonsten möchte ich mich anderen Aufgaben widmen.

Sind von Seiten der Liact AG neue Partnerschaften, neue geschäftsleitende Mitarbeitende geplant?

Georges Lüchinger: In einem ersten Schritt nicht, weil die Lihga, die in einem halben Jahr stattfindet, bereits aufgegleist ist. Danach sehen wir Projekt für Projekt, wie es sich weiterentwickeln wird.

Leone Ming: Wir haben sechs Ressorts und wir haben jeweils drei davon abgedeckt. Georges ist Mediensprecher und das Gesicht der Lihga, und ich habe eher im Hintergrund gearbeitet. Nach aussen bleibt alles gleich, die Verantwortung für die Ressorts wird Georges übernehmen. Wenn ich einen sinnvollen Beitrag leisten kann, dann mache ich das.

War die letzte Wiga eine Feuerwehrübung, ist sie Ihnen über den Kopf gewachsen, Herr Ming?

Leone Ming: Nein. Ich möchte betonen: Georges hatte die Vorleistungen gemacht und wir haben unsere Ressorts aufgeteilt. Nachdem Georges ausfiel, bin ich in Ressorts gekommen, die neu für mich waren, zum Beispiel Bau. Positiv formuliert: Ich habe ganz viel dazugelernt. Es war allerdings der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Eine Messe ist mit einer enormen Präsenzzeit verbunden. Ich kann nicht zuerst meinen Rucksack leeren mit der Digicube-Fusion und dann meinen Rucksack wieder mit der Wiga füllen.

Sehr ehrlich und reflektiert.

Georges Lüchinger: Ich stimme zu. Mein Time-out war ein gesundheitliches, we­der gewollt noch erwartet. Diese Phase hat uns aufs Neue bestätigt, was wir mit Sarah Hundert und Sandro Wolfinger für ein grandioses Team haben, aber auch, dass wir Messen machen können. Ich möchte Leone korrigieren, er hatte den Rucksack nicht gefüllt, er hatte ihn überfüllt. Für seinen Einsatz bin ich ihm persönlich dank­bar. In dieser Phase haben wir uns immer offen ausgetauscht. Wenn ich jetzt darüber spreche, werde ich etwas emotional. Nicht aus Wehmut, sondern weil wir es wirklich gut miteinander hatten. Wir waren nicht immer derselben Meinung, haben uns aber immer für die gemeinsame Sache eingesetzt und haben einiges bewegt. Ich möchte mich bei Leone für die gemeinsame Reise bedanken. Es waren zehn intensive Jahre, ich habe viel gelernt und eine grossartige Persönlichkeit kennengelernt.

Leone Ming: Ich kann das nur unterstreichen. Ich bin dankbar für die Zeit. Zudem möchte ich erwähnen, dass die Liact AG ein tolles Team hat, bei dem ich mich auch sehr bedanken möchte.

Sie sind emotional beim Sprechen über den Austritt von Leone Ming. Was waren denn Ihre Highlights während der gemeinsamen Zeit?

Georges Lüchinger: Das erste war, dass und wie wir die Lihga übernommen ha­ben. Wir wollten die Lihga nicht auf den Kopf stellen, wir wollten sie neu tu­nen und die Werte weiterleben lassen: Zuverlässigkeit, Bodenständigkeit. So sagte auch Günther Wohlwend, dass die Übernahme durch uns das Beste war, was der Lihga hätte passieren können. Ein weiteres Highlight war die Wesa. Als die Kuschelbären Pause machten mit der Wiesengaudi, wollten wir das Oktoberfest nicht sterben lassen. Wir wollten den Menschen eine Freude machen. Und das letzte Highlight: jedes einzelne Gespräch.

Leone Ming: Mein erstes Highlight war, dass wir das Gefäss «Lihga hilft» geschaffen haben. Wir konnten viele gemeinnützige Projekte unterstützen, das sind viele emotionale Geschichten. Ihre Königliche Hoheit, Erbprinzessin Sophie, war deshalb fast jeden Tag an der Lihga, und die Mitgliederzahlen erhöhten sich überproportional. Das hat der Seele gut getan. Das zweite, was mir hängen blieb: Der «Vater der Lihga», Günther Wohlwend, ist im ersten Jahr nach der Übernahme nicht an die Lihga gekommen. 2016 kam er und 2018 hat er uns grosses Lob ausgesprochen. Das dritte ist: Die intensive Zusammenarbeit in einem kleinen Team, das während der Messe grösser wird. Messe ist ein Improvisationsbusiness. Dieses positive Gefühl des gemeinsamen Anpackens liegt mir sehr.

Was hat das Ausscheiden von Leone Ming für Konsequenzen für die Lihga im September? Kommt es zu Veränderungen?

Leone Ming: Ich spanne den Bogen etwas weiter. Vor meiner Agenturkarriere war ich in der Industrie und habe weltweit Messen gemacht, für mich geht also eine Messezeit zu Ende. Dies ist mit einer gewissen Wehmut verbunden. Betreffend die Lihga: Ich begleite meine Projekte weiterhin. Aber das grosse Ganze und die Verantwortung geht an Georges.

Georges Lüchinger: Ganz pragmatisch im Sinne eines Organigrammes steht bei der Lihga jetzt ein Name zuoberst, vorher zwei. Organisatorisch ist die Lihga aufgegleist. Das Zentrale ist das Team, und da gehört Leone immer noch dazu. Operativ gibt es kein Vakuum.

Herr Lüchinger, Sie haben zwei Firmen, Lüchinger Est. und Liact AG. Ihr Arbeitspensum wird sich dementsprechend erhöhen, nehme ich an?

Georges Lüchinger: Bis 2018 war ich bis zu 130 Tage im Jahr international im Radsport unterwegs. Dies war mein Leuchtturmprojekt. 2018 fiel dies weg, die Liact AG war da. Dann kam die Corona-Zeit, dadurch brauchte es Energie, um Neues aufzubauen. Das fällt nun weg. Ich muss nichts anderes mehr aufbauen, ich habe meinen Fokus auf die Liact gelegt. Bei Lüchinger Est. habe ich meine Beratungs-, Moderations- und Speaker-Mandate.

Die Liact AG ist also im Vordergrund, ressourcenmässig?

Georges Lüchinger: Genau.

Das heisst, es sind keine Änderungen bei der Liact AG geplant? Inhaltlich, strategisch?

Georges Lüchinger: Inhaltlich nicht, die Schwerpunkte sind klar, wir wollen noch stärker Fuss fassen in einem breiteren Feld. Wir haben Nina Zander ins Boot geholt, eine Event-Fachfrau, die vor allem Veranstaltungen für Unternehmen macht. Wir möchten zeigen, dass man das Know-how der Liact für anderes als Messen brauchen kann.

Nach der schwierigen Corona-Zeit wurde die Lihga 2022 erfolgreich durchgeführt. Wird die Lihga 2024 so erfolgreich sein wie vor Corona?

Georges Lüchinger: Bis Ende Januar lief die Early-Bird-Anmeldung. Wir haben jetzt 30 Prozent mehr Anmeldungen per Ende Januar als 2022. So gesehen, ja. Es war letztes Mal schon grossartig. Wir werden immer wieder bestätigt, dass wir einen grossen Wurf gemacht haben mit dem Streichen der schwachen Messetage. Wir haben uns nie gescheut, neue Wege zu gehen.

Herr Ming, Sie hatten an zwei «Fronten» zu kämpfen, Liact AG und Leone Ming Markenagentur.

Leone Ming: Wir sind ein kleines Team, und es ging nicht ohne Schmerzen. Die Liact musste einen Profi entlassen und die Agentur zwei Mitarbeitende. Wir hatten bei der Liact einen Umsatzeinbruch von 95 Prozent, in der Agentur von 60 Prozent. Die Kosten liefen weiter. Es war eine Erfahrung und ein riesiger Kampf, den ich nicht gebraucht hätte. Wir haben aber auch festgestellt, dass die Lihga einen enorm hohen Stellenwert hat. Man spürt die Vorfreude und die Euphorie, und es ist ein gesellschaftlicher Treffpunkt.

Georges Lüchinger: Wir waren schon 2022 sehr dankbar, wie das Gewerbe die Messe aufgenommen hat. Wir sind einen anderen Weg gegangen und haben die Leute mit dem Claim «I kumm o» abgeholt.

Sie haben sich wieder neu erfunden mit dem neuen grafischen Auftritt, mit der Ente Hilga.

Leone Ming: Als wir die Lihga übernommen haben, wollten wir eine digitale Phase einleiten. Dieses erste Logo haben wir zehn Jahre lang behalten. Heutzutage geht nichts mehr ohne Nachhaltigkeit und Ökologie, zudem hatten wir 2022 einen fantastischen Outdoor-Auftritt. Das hat uns bewogen, einen neuen Auftritt mit einem grünen Charakter zu kreieren. So kamen wir auf die Erdfarben. Und da es einen Teich mit Enten gab, wurde das unser Symbol für die Lihga, hoffentlich für die nächsten zehn Jahre.

Sind Sie wehmütig, dass die Lihga für Sie zu einem Abschluss kommt, Herr Leone?

Leone Ming: Nein, nicht wehmütig. Aber ich habe mich dabei ertappt, dass ich mir vorstelle, wie ich durch die Lihga gehe. Ich hatte bei der Lihga jeweils eine enorme Präsenz, als Gastroverantwortlicher habe ich morgens um zwei oder drei Uhr die Kassen abgerechnet, auch einmal durchgemacht, stand ständig unter Strom, bin pro Tag zwischen 25 000 und 30 000 Schritte gegangen. Jetzt stelle ich mir vor, wie ich länger irgendwo stehen bleiben, geniessen und erleben kann.

Sie freuen sich.

Leone Ming: Ja, und ich bin stolz. Wir werden sehen, wie es effektiv wird. Aber ich stehe zu meiner Entscheidung, meinen Rucksack zu leeren. Ich kann nicht strategisch und privat einen Weg einleiten, und dann trotzdem ständig dabei sein. Es ist eine Mischung aus Stolz und Wehmut.

Quelle: Wirtschaft regional
Foto: Daniel Schwendener